Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat mit ihrer Bauernregel-Plakatkampagne zu Recht einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Auch wenn sie mittlerweile zurückgerudert ist und sich entschuldigt hat, zeigt diese Art von klischeehafter Stimmungsmache gegen die Landwirte doch, was für ein Bild dieses Berufsstandes viele Sozialdemokraten scheinbar vertreten. Die harte und unterbezahlte Arbeit und insbesondere auch die Hingabe der deutschen Bauern wird viel zu gering geschätzt! Es wird ein Bild von wenig gebildeten Menschen vermittelt, die sich nicht um das Land, welches sie bestellen kümmern, sondern die sich nur auf ihren Gewinn konzentrieren. Das ist nicht nur unverschämt, sondern auch völlig realitätsfern!
Ziel der Kampagne ist es, auf Missstände in der Landwirtschaft und schädliche Umweltfolgen aufmerksam zu machen. Ein durchaus legitimer Zweck, der mit der pauschalisierten Darstellung von Landwirten als die generell bösen und uneinsichtigen Umweltgegner aber weder zu einem konstruktiven Dialog, noch zu einer sachlichen Lösung führen wird. Das beste Beispiel hierfür in Niedersachsen ist die geplante Änderung des Niedersächsischen Wassergesetzes. Neben den Gewässern erster und zweiter Ordnung sollen Gewässerrandstreifen nun auch bei Gewässern dritter Ordnung eingeführt werden und das mit einer Breite von 5 Metern, statt vorher 1-3 Meter. Davon abgesehen, dass die tatsächliche Wirksamkeit fachlich umstritten ist, würde diese Änderung de facto dazu führen, dass 80.000 ha der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Niedersachsen wegfallen würden. In einigen Gebieten, wie z.B. Ostfriesland oder der Wesermarsch, würde das für die betroffenen Landwirte aufgrund der dortigen Landschaftsstruktur einen Verlust von bis zu 25% ihrer Flächen bedeuten, ohne dass dafür eine Entschädigung gezahlt werden würde. Dass solch ein Vorgehen weder fair noch sachgerecht ist, ergibt sich schon allein aus Vernunftgründen. Vielmehr sollte daher überlegt werden, wie die Ziele für den Umweltschutz wirksam erreicht werden können, ohne dass Landwirte so gravierend in ihren Rechten beschnitten werden. Ich denke der beste Weg wäre, die Umweltschutzmaßnahmen durch Subventionen zu fördern und auf Freiwilligkeit zu setzen. Gerade in den intensiv betroffenen Gebieten sollte ein Wechsel des Anbaus gefördert werden, der an die landschaftlichen Gegebenheiten angepasst ist und weniger Nitratbelastungen mit sich zieht. Das ist natürlich auch eine Frage von Angebot und Nachfrage. Ein großes Problem sehe ich vor allem in dem derzeitigen Konsum- und Wegwerfverhalten. Wir müssen wieder lernen, verantwortungsvoll und nachhaltig mit dem Thema Ernährung umzugehen. Die Preise müssen an die Leistung der Bauern angepasst und Überproduktionen verringert werden. Dann wäre der erste effiziente Schritt in Sachen Umweltschutz in Einklang mit der Landwirtschaft getan.