Der Terror ist in Europa längst angekommen. Es überrascht mittlerweile nicht mehr, wenn wieder ein Terroranschlag verübt worden ist. Es ist ein Gefühl der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und vor allem der Angst, das sich nach jedem neuen Anschlag breitmacht. Die folgenden Diskussionen werden, gerade in den sozialen Medien, zunehmend aggressiver und radikaler.
Mehr Offenheit und mehr Demokratie soll die Lösung sein, um ein Zeichen für Freiheit und Toleranz und gegen Terrorismus zu setzen. Damit die Terroristen durch ihre Gewalttaten nicht das erreichen was sie wollen – politische Polarisierung und eine Spaltung der Gesellschaft. Aber die Realität ist: Eine Spaltung hat bereits stattgefunden. Sie mag bisher noch nicht die Mehrheit der Bevölkerung betreffen. Aber sie ist da. Und mit jedem Anschlag – mit der wachsenden Angst – wird sie größer.
So sehr sich Populisten und radikale Ränder aber auch bemühen – es gibt keine einfache Antwort, keine Patentlösung, um den Terrorismus einfach aus der Welt zu schaffen. Sowohl die Ausweisung sämtlicher Muslime, als auch die Verweigerung der Aufnahme bzw. Abschiebung von Flüchtlingen oder die komplette Schließung der Landesgrenzen sind unrealistische und rechtsstaatlichen und humanen Werten widersprechende Antworten von Menschen, die die Komplexität der Welt scheinbar nicht begriffen haben.
Um Terrorismus zu bekämpfen, muss man ihn verstehen. Was letztlich für den Einzelnen ausschlaggebend ist, sich solchen Gruppierungen anzuschließen, ist von vielen unterschiedlichen wirtschaftlichen, sozialen, politischen, persönlichen und ideologischen Faktoren abhängig. Im Falle des Salafismus geht es vorwiegend um die anhängige Ideologie.
Es lässt sich zwar nicht bestreiten, dass militärische Interventionen, wie die amerikanische in Afghanistan und im Irak, die russische in Tschetschenien oder auch der jetzige Einsatz in Syrien und im Irak gegen den IS, dazu beitragen, einige davon zu überzeugen, dass der Westen einen Krieg gegen den Islam führt. Allerdings sind die Dimensionen der terroristischen Netzwerke derart global, dass sich die Entstehung einer selbständig attraktiven Ideologie nicht mehr leugnen lässt, die unabhängig von diesen Einsätzen besteht. Ein Abzug sämtlicher westlicher Einsatzkräfte aus arabischen Gebieten würde Terroristen nicht vor weiteren Anschlägen abhalten. Die meisten von ihnen halten sich für gläubige Muslime, die tatsächlich in ihren Gewalttaten einen göttlichen Auftrag sehen.
Daher sind zurückhaltende Maßnahmen aus Angst vor der Beförderung von erneuten Radikalisierungen fehl am Platz. Es muss entschlossen und mit aller Härte gegen Terrorismus vorgegangen werden. Und auch im präventiven Bereich muss der Fokus stärker auf die religiös-ideologischen Motive gerichtet werden. Pauschalisierungen und Vorverurteilungen hingegen nützen nur den Terroristen und schaden einem freien Europa.