Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel von einem klaren Nein abgerückt ist und die Entscheidung über die Ehe für alle zu einer Gewissensentscheidung der Abgeordneten erklärt hat, gibt es innerhalb der Partei deutliche Kritik. Ohnehin ist das Thema umstritten. Die überrumpelnde Vorgehensweise sorgte somit für einen weiteren Streitpunkt. Noch diesen Freitag soll nun über die Ehe für alle im Bundestag abgestimmt werden, wobei Linke, Grüne und SPD höchstwahrscheinlich eine gemeinsame Mehrheit für die Öffnung der Ehe bilden werden.
Was für ein Bild sich bei der Union ergeben wird, ist bislang nicht absehbar. Ehe und Familie sind konservative Kernthemen und dementsprechend gibt es viele Stimmen, die sich gegen die Homo-Ehe aussprechen. Allerdings wurde in den letzten Jahren auch deutlich, dass die CDU durchaus in der Lage ist, sich modernem Wandel anzupassen und auf Veränderungen zeitgemäß zu reagieren, ohne dabei die Bedeutung ihrer Werte zu verlieren.
Bei der Ehe geht es um eine gegenseitige Verpflichtung, die zwei Menschen eingehen, um füreinander einzustehen. Damit werden im Kern Verbindlichkeit und Loyalität geschützt – Werte, die die CDU schätzt und für die sie steht. Grundsätzlich stehen die Grundsätze der Partei dem Konstrukt der Ehe für alle daher nicht entgegen und sind durchaus mit diesem vereinbar. Die Partei spiegelt aber auch die Interessen ihrer Mitglieder wider. Daher sind auch gegensätzliche Meinungen zu respektieren.
Ob die CDU ihren Standpunkt tatsächlich aufgrund mehrheitlicher Entscheidung ändern wird, bleibt also abzuwarten. So oder so ist das Resultat als Ergebnis einer demokratischen Meinungsfindung zu akzeptieren. Entgegen reißerischen Stimmen, die diese Frage zum Anlass nehmen, eine Sinneskrise der Union zu propagieren, macht eben genau das eine gute und bürgernahe Partei aus: Die eigenen Positionen auch mal zu hinterfragen und neu zu bewerten.