„Wir müssen schnell die notwendigen Kurskorrekturen vornehmen“
Herr Toepffer, Sie leben mit Ihrer Familie am Stadtrand von Hannover und halten auf Ihrem Hof zahlreiche Kühe und Hühner – für einen „Städter“ eher ungewöhnlich. Was bedeutet der Umgang mit Tieren für Sie?
Tiere reagieren meistens ehrlich, spontan und sehr natürlich. Insofern verschafft mir das Leben auf dem Hof den notwendigen Ausgleich zur Arbeit im Niedersächsischen Landtag, wo alles sehr durchdacht ist und klaren Regeln folgt. Für einen Großstadtpolitiker ist es zudem nicht ganz einfach, Verständnis auch für den ländlichen Raum zu entwickeln. Wenn man aber weiß, was es bedeutet, Tiere zu halten, dann hat man auch ein Gespür für das, was den ländlichen Raum berührt und in der Landwirtschaft sicherlich ein Thema ist.
Die CDU hat bei der Landtagswahl am 15. Oktober ihre Ziele nicht erreicht. Viele Wahlkreise sind verloren gegangen. Welche Gründe sehen Sie für das dürftige Abschneiden der CDU?
Dafür gibt es viele Gründe: Zum einen verlief der kurzfristig angesetzte Wahlkampf nach der Bundestagswahl recht überhastet. Wir mussten nach dem Übertritt von Elke Twesten zur CDU-Fraktion viel improvisieren. Zum anderen hat uns die bundespolitische Lage nicht unbedingt geholfen: Das vorläufige Ende der Großen Koalition im Bund wurde gerade in SPD-Kreisen von vielen begrüßt. Zusammen genommen war das eine ganz schwierige Ausgangslage.
Nach den Absagen von FDP und Grünen war die Große Koalition die einzig verbliebene Koalitionsoption in Niedersachsen – für beide Volksparteien. Nach gerade einmal zwei Wochen stand die neue Regierung. Wie haben Sie die Gespräche mit der SPD empfunden?
Als anstrengend und hart in der Sache, aber sehr konstruktiv. Beide Seiten wussten genau, was sie wollten. Da hat es zum Teil recht wenig Spielraum gegeben, aber letztlich haben wir uns doch einigen können. Ich war tatsächlich überrascht, wie zielorientiert und an der Sache ausgerichtet die Gespräche verlaufen sind.
In der Tat hat sich die CDU bei den Themen Infrastruktur, innere Sicherheit und Schule in vielen Punkten durchsetzen können. Mit welchen Vorhaben will die CDU-Fraktion in den nächsten Monaten punkten?
Wir müssen schnell die Baustellen aufgreifen, die lange Zeit nicht genügend beackert worden sind. Das sind insbesondere der Autobahnausbau, die Digitalisierung und die Unterrichtsversorgung an unseren Schulen. Wir müssen aber auch in die Landwirtschaft ein deutliches Signal senden, dass es jetzt in eine andere Richtung geht als in den vergangenen fünf Jahren. Wir müssen schnell die notwendigen Kurskorrekturen vornehmen. Da sind wir auf einem guten Weg.
Die SPD stellt in der Großen Koalition einen landesweit geachteten und beliebten Ministerpräsidenten. Wie will die CDU sicherstellen, dass sie von ihren Erfolgen in der Landesregierung auch profitiert?
Wir stellen mit Bernd Althusmann einen ebenso geachteten Landespolitiker, der ein starkes Team an seiner Seite hat. Mit Björn Thümler, der lange Jahre als mein Vorgänger gearbeitet hat, und Reinhold Hilbers, dem der Finanzminister auf den Leib geschrieben ist, sind zwei weitere erfahrene Politiker mit an Bord. Barbara Otte-Kinast und Barbara Havliza können mit enormem externen Sachverstand punkten. Ich bin überzeugt: Mit dieser Mannschaft unter der Führung von Bernd Althusmann und einer starken Landtagsfraktion werden wir Erfolge vorweisen können und diese auch gemeinsam vertreten.
Sie haben zwei CDU-Ministerinnen in der Landesregierung erwähnt. Viele Journalisten kritisieren, dass der Frauenanteil in der Fraktionsspitze hingegen zu gering sei. Was halten Sie von dieser Kritik?
Der Frauenanteil in der Fraktion selbst ist zu gering. Er stellt mich auch mit Blick auf die stellvertretenden Vorsitzenden nicht zufrieden. Betrachten wir allerdings den gesamten Vorstand, sind wir besser aufgestellt als vor der Wahl: Von neun Frauen in der Fraktion sind immerhin vier auch im Vorstand – da ist die Quote sogar besser als bei den Männern. Aber letztendlich, das gebe ich zu: Der geringe Frauenanteil ist ein ernstes Problem. Mir wäre es lieber, wenn von 50 Mitgliedern der Fraktion 25 Frauen wären. Die Partei muss Frauen bei der Aufstellung von Kandidatinnen und Kandidaten besser berücksichtigen. Aber auch die Frauen müssen Netzwerke bilden, damit sie beim nächsten Mal stärker vertreten sind.
Das ist Dirk Toepffer
Geboren und aufgewachsen im Süden der niedersächsischen Landeshauptstadt, studierte Dirk Toepffer nach seinem Wehrdienst Rechtswissenschaften an der Leibniz Universität Hannover. Seit 1995 ist er niedergelassener Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht. Bereits während seiner Studienzeit war Toepffer Vorsitzender des Stadtbezirksrates Linden-Limmer. Seit dem Jahr 2002 ist er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Hannover-Stadt und seit 2008 Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Bis zu seiner Wahl zum Vorsitzenden der Landtagsfraktion verantwortete er als stellvertretender Vorsitzender u.a. die Bereiche Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Für die Bereiche Bundes- und Europaangelegenheiten war Dirk Toepffer 2017 Mitglied des Kompetenzteams von CDU-Landeschef Bernd Althusmann.
Hier finden Sie weitere interessante Themen aus „Bericht aus dem Landtag“ Dezember 2017 – Der neue Vorstand – Die neuen Abgeordneten
Link zum „Bericht aus dem Landtag“ – Dezember 2017
http://www.cdu-fraktion-niedersachsen.de/wp-content/uploads/CDU-BL-Dez_RZ-Web.pdf