Der 72jährige Gert Hoffmann, von 2001 bis 2014 Oberbürgermeister von Braunschweig, stellte letzte Woche sein neues Buch in der hannoverschen Buchhandlung Decius vor. Beginnend mit seiner Kindheit in Berlin und endend mit der Abgabe der Oberbürgermeisterkette in Braunschweig hob er insbesondere die Buchpassagen hervor, die in Zusammenhang mit Hannover stehen. Ich hatte das große Vergnügen in die Lesung einzuführen und kann vorweg sagen, dass dieses Buch gerade wegen der für Gert Hoffmann typischen Offenheit lesenswert ist.
Gradlinig und offen berichtet Hoffmann über sein bewegtes Leben, von den Irrwegen, denen er folgte, und wie er in die „kleine“ und die „große“ Politik geraten ist. Als Zeitzeuge gewährt er tiefe Einblicke in die niedersächsische Landespolitik der letzten 30zig Jahre.
Der Jurist Hoffmann wechselte in den sechziger Jahren nach einer zweijährigen Mitgliedschaft in der NPD zu den Christdemokraten, die fortan seine politische Heimat bildeten. In den Achtzigern wurde Hoffmann Samtgemeindedirektor in Hemmoor (Kreis Cuxhaven) und anschließend Stadtdirektor in Gifhorn. 1991 wechselte er als Regierungspräsident nach Dessau bevor er 2001 Oberbürgermeister von Braunschweig wurde.
Basierend auf den Eintragungen seiner persönlichen Tagebücher gewährt Hoffmann in gut lesbarer Form Einblicke in das Gebaren der Politiker, die über Jahre hinweg die Politik in Niedersachsen und Deutschland geprägt haben: Ernst Albrecht, Helmut Kohl, Gerhard Schröter, Christian Wulff, Sigmar Gabriel und Stephan Weil.
Obwohl Gert Hoffmann damit kokettiert, dass er mittlerweile etwas aus der Zeit gefallen sei und nur die Vergangenheit beschreiben wolle, können seine Schilderungen über seine Irrwege eine „Blaupause“ für den Umgang mit der AfD sein.
Beeindruckend finde ich das Stehvermögen von Gert Hoffmann, der selbst dann zu Entscheidungen und gegebenen Wahlversprechen stand, wenn diese nicht mehr von allen Seiten Zustimmung erhielten, wie z. B. der Wiederaufbau des Braunschweiger Schlosses.
Gert Hoffmann strebt nun kein weiteres politisches Amt an und meinte: „Meine Zeit ist nun wirklich abgelaufen.“ Doch eines kann er immer noch sein, ein Vorbild für die neue Generation der Politiker.