„Wir wollen keinen Wahlkampf der Türkei in Deutschland, in dem darum geworben wird, die Demokratie einzuschränken“, so äußerte sich Dirk Toepffer, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Niedersachsen. Das Thema der Wahlkampfauftritte des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hat längst alle politischen Ebenen erreicht und findet sich in den meisten Tageszeitungen wieder. „Es ist unser Auftrag, die Werte der Demokratie zu wahren und zu schützen, weshalb ein solcher Wahlkampf in der Bundesrepublik unerträglich ist“, erklärte Toepffer weiter. Außerdem sei es schwer zu verstehen, dass türkische Staatsangehörige, die in Deutschland leben und all die Vorzüge der Freiheiten hier genießen, ein solches Referendum mit Euphorie unterstützen. Jedoch zeigen viele Proteste, auch in der Innenstadt von Hannover, dass längst nicht alle Türken mit Erdoğans Politik einverstanden sind.
„Wir werden über Deutschlands Verhalten auf der internationalen Bühne sprechen und sie vor den Augen der Welt beschämen. Wir wollen die Nazi-Welt nicht mehr sehen. Nicht ihre faschistischen Taten. Wir dachten, dass diese Ära vorbei wäre, aber offenbar ist sie es nicht“ – unter anderem mit diesen Worten reagierte Erdoğan auf die Absagen seiner Wahlkampfauftritte von deutschen Kommunen. Mit seinen Auftritten will er in Deutschland für sein umstrittenes Referendum werben, welches ihm die alleinige Entscheidungsgewalt überträgt und ihm Unabhängigkeit gegenüber dem Parlament verschafft.
Die Deutschen hätten „in keinster Weise ein Verhältnis zur Demokratie“, wirft Erdoğan den Menschen in der Bundesrepublik vor. Was absurd klingt, ist scheinbar ernst gemeint. Der Präsident beteuerte er würde kommen, wenn er wolle und wenn man ihn nicht reinlässt, würde er die ganze Welt aufwiegeln. Diese Drohung sowie der Vergleich Deutschlands mit der Nazi-Zeit lösen in Regierungskreisen viel Empörung aus. „Mit diesen Aussagen hat sich Erdoğan als respektabler Partner Deutschlands disqualifiziert. Er ist nicht auf Diplomatie bedacht, sondern will mit aller Kraft seine Forderungen durchbringen“, meint Toepffer.
Während SPD-Politiker davor warnen, gute Beziehungen zur Türkei aufs Spiel zu setzen, kommt von der CDU deutlichere Kritik. In einem Zeitungsinterview erklärt der ehemalige Bundesverteidigungsminister, Karl-Theodor zu Guttenberg, man müsse dem eine „durchdachte und harte Vorgehensweise begründet auf der Grundlage des Rechtes“ gegenüberstellen. Denn in unserem Handeln auf der Basis des Rechtes würden wir uns von der Türkei unterscheiden.