Vergangenen Mittwoch hat die britische Regierung den Antrag zum Austritt aus der Europäischen Union eingereicht. Das war das erste Mal, dass ein Land einen solchen Schritt gegangen ist. Bis zum endgültigen Austritt 2019 ist noch etwas Zeit, dennoch sind die Folgen schon jetzt absehbar, vor allem für Großbritannien selbst. Während Premierministerin Theresa May versucht den Vorgang zu verharmlosen, indem sie sagt, man setze den demokratischen Willen des Volkes um, protestieren massenhaft vor allem junge Menschen gegen den Austritt aus der Europäischen Union.
Vor allem junge Briten, die ihren Frust über den Ausstieg in sozialen Netzwerken zum Ausdruck bringen, hätten für einen Verbleib Großbritanniens in der EU gestimmt. Insbesondere die jungen Bürger schätzen die Vorzüge der Staatengemeinschaft und gelten oftmals als sehr EU-freundlich. So wird der Vorwurf laut, die ältere Generation hätte ihnen „die Zukunft versaut“, da diese hingegen überwiegend für den Brexit gestimmt hätten.
Inzwischen scheint, trotz der anfänglichen Euphorie der Brexit-Befürworter, der Vorgang nicht gerade zur Freude Großbritanniens zu verlaufen. Für die EU ist der Ablauf geklärt: Man wolle erst Details über den Austritt besprechen, bevor man sich an die künftige Gestaltung der Handelsbeziehungen herantastet, während die Briten darauf hoffen, man könne sich beidem gleichzeitig widmen. Klar scheint zu sein, dass Großbritannien nur Mitglied des Binnenmarktes und der Zollunion bleiben kann, wenn es die vier Grundfreiheiten für Arbeitnehmer, Waren, Dienstleistungen und Kapital weiterhin ohne Einschränkungen akzeptiert.
Viele Experten vertreten die Auffassung, der Brexit schade vor allem der britischen Wirtschaft: Bei bis zu 9,5 Prozent könne der Verlust des Bruttoinlandsproduktes für Großbritannien liegen. „Erhebliche Einbußen“ müsse Großbritannien bei einem Ausstieg aus dem Binnenmarkt und der Zollunion in Kauf nehmen, meinen Fachleute. Auch mehr als 2 500 deutsche Firmen, die auf der Insel Tochtergesellschaften mit rund 400 000 Mitarbeitern haben, machen sich Sorgen. Vor allem die Angst vor einer möglichen Einführung von Zöllen ist den Firmen ein Dorn im Auge, da dies den Warenhandel enorm erschweren könnte. Daher fordert beispielsweise BMW einen „unkomplizierten, zollfreien Zugang zum Binnenmarkt“.
Ende April ist ein EU-Sondergipfel geplant, in dem die Leitlinien für die Verhandlungen über den Austritt festgelegt werden sollen. Dort wird sich womöglich entscheiden, wie sich die britische Wirtschaft in Zukunft nach dem Brexit verändern wird. Sehr wahrscheinlich ist aus heutiger Sicht jedoch, dass Großbritannien Schwierigkeiten haben wird, als klarer Gewinner der Verhandlungen hervorzugehen. Im Extremfall schaden die Briten mit dieser Entscheidung vor allem sich selbst.