Online-Banking und Kartenzahlungen sind heute übliche Methoden und vereinfachen vielfach den finanziellen Verwaltungsaufwand. Immer mehr gewinnen auch digitale Währungen an wirtschaftlicher Bedeutung, allen voran der Bitcoin. Digitale Zahlungsmethoden und Smartphone-Apps sind beliebt wie nie zuvor. Viele Ökonomen preisen die Vorteile einer bargeldlosen Gesellschaft an. In der Bevölkerung steht man der kompletten Abschaffung des Bargelds allerdings eher skeptisch gegenüber. Ist ein solcher Schritt nun sinnvoll oder irrsinnig?
Verfechter der Bargeld-Abschaffung plädieren vor allem mit dem Argument der Transparenz und Sicherheit. Kriminelle Handlungen, wie beispielsweise Steuerhinterziehung, Menschen- und Drogenhandel, Erpressung und die Finanzierung von Terrorismus, lassen sich durch die Anonymität von Bargeld nur schwer nachvollziehen. Durch digitale Transaktionen würden Straftäter effizienter verfolgt werden können. Allerdings ist auch gerade der Punkt Sicherheit ein starkes Argument gegen eine gänzlich digitale Währungsform. Es gibt schlicht keine Garantie dafür, dass die Banken ausreichende Sicherheitsvorkehrungen treffen können, sodass potenzielle Hacker keine Möglichkeit haben, in das Geldsystem einzudringen. Auch läge mit der größeren Transparenz gleichzeitig ein weitreichender Eingriff in die Privatsphäre der Bürger vor. Das kommt zwar der Strafverfolgung zugute, hat aber diverse Nachteile für den Datenschutz des Einzelnen, der dadurch immer gläserner werden und der Gefahr der Ausspähung ausgesetzt würde.
Ein weiteres Contra-Bargeld-Argument ist die Entwicklung dahingehend, dass Papiergeld immer weniger genutzt wird. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Mobile Bezahlsysteme sind einfacher, bequemer und schneller. Vor allem jüngere Generationen fokussieren sich auf diese Methoden. Dennoch spielt Bargeld in der deutschen Kultur eine große Rolle. Ob das Trinkgeld für den Kellner, der Klingelbeutel in der Kirche, das Taschengeld für die Kinder oder die Münzen, die die Zahnfee hinterlässt – Bargeld ist Teil unserer Kultur und mit einigen Bräuchen und Traditionen verbunden, die dann verloren gehen würden. Außerdem würden zum jetzigen Zeitpunkt zwar die jungen Menschen mit einer solchen Veränderung in der Praxis vermutlich durchaus umgehen können, fraglich ist aber, ob solch ein radikaler Umstieg auf digitale Geräte den älteren Generationen zumutbar ist. Es wäre ein gravierender freiheitlicher Einschnitt für viele, die ihr Gespartes nach wie vor unter dem bekannten Kopfkissen horten und mit Smartphones und Apps wenig bis gar nichts am Hut haben.
Schließlich stellt sich noch die Frage der geldpolitischen Entwicklung bei einer Bargeld-Abschaffung. Dieser Punkt ist auf beiden Seiten sehr umstritten. Befürworter preisen die damit einhergehende größere Handlungsfreiheit der Banken an, was dem Wirtschaftswachstum zu Gute kommen könnte. Gegner pochen auf die Nachteile der Negativzinsen, die zu größeren Kreditvergabe, ergo zu einer immens wachsenden Geldmenge und damit zur Inflation führen würden. Andererseits gäbe es keine Möglichkeit zur Kontoauflösung mehr, sodass die Geldpolitik wirksamer betrieben werden könnte. Andererseits spricht auch gerade dieser Punkt wieder gegen eine Bargeld-Abschaffung. Es wäre dem Bürger nicht mehr möglich, sich den Banken zu entziehen. Die Macht, die die Banken dadurch gewännen, wäre immens. Die Negativzinsen könnten möglicherweise zu einer Enteignung der Kunden führen. Dementsprechend müssten gesetzliche Vorkehrungen getroffen werden, um keine Regelungslücken entstehen zu lassen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass bei diesem Szenario sehr viele Risiken und Unsicherheiten bestehen. Solange es auf diese keine überzeugenden Antworten gibt, sollte man keine überstürzten Entscheidungen treffen, nur um vermeintlich dem Fortschritt der Digitalisierung in allen Sparten nachzukommen. Nicht immer ist neu auch automatisch besser.